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Geschichte

Greifenstein war ein wichtiges Glied im Verteidigungssystem der Donaulinie. Die Festung beherrschte durch ihren freien Blick in die Ebene einen Großteil des Tullner Feldes und vermochte die Straße an der Donau zu kontrollieren und zu sichern.

Auf einem Gerichtstag des bayrischen Herzogs Heinrich II. wird der Rücken des Wienerwaldes bis zum „Hanginten Stein“ als östliche Grenze Jenes Gebietes, das dem Bistum zur Kolonisation übergeben wurde, angeführt. Dieser markante Geländepunkt dürfte sich auf Greifenstein beziehen. Die Burg ist später tatsächlich im Besitz des Bistums. Über Ihre Entstehung lassen sich keine genauen Daten anführen, doch dürfte sie im frühen 11. Jahrhundert errichtet worden sein; damals, als der Raum des heutigen Wienerwaldes wehrpolitisch und verwaltungspolitisch gefestigt wurde. Den Namen erhielt die Burg wahrscheinlich von dem passauischen Dienstmann Grifo, dem sie als ständiger Wohnsitz übergeben wurde. Er bedeutet soviel wie „Burg des Grifo“. Das Wappen ist nach Sigillen ein längsgeteilter Schild, der rechts zwei Querbalken, links ein vergittertes Feld zeigt: bekrönt ist es von einem Helm mit Büffelhörnern.

1135 ist die Burg zum erstenmal urkundlich genannt, zu einer Zeit, als ihr bereits eine bedeutende Rolle zukam. In diesem Jahr wurde auf ihr zwischen dem Bischof Regimar von Passau und Markgraf Leopold III. dem Heiligen ein für die Kirchengeschichte unseres Landes bedeutungsvoller Tauschvertrag geschlossen. Leopold verzichtete auf das germanische Eigenkirchenrecht über zwölf Pfarren und anerkannte das kanonische Recht und die Zehentherrlichkeit des Bischofs. Unter den ersten genannten Greifensteinern scheint 1136 Dietrich von Greifenstein auf.

Die Herren von Greifenstein sind bis zum Jahre 1358 in Urkunden zu belegen. Die Burg bildete eine eigene Hofmark und wechselte sehr oft den Besitzer. Erst von passauischen Ministerialien verwaltet, wurde sie auch an bedeutende österreichische Landherrenfamilien zu Lehen und Pfand gegeben.

1247 lässt Rüdiger von Passau die Festung erneuern und versieht sie mit Besatzung und Rüstzeug. Aus dem Jahre 1461 ist der erste kriegerische Ansturm durch den mächtigen Söldnerführer Gamerit Fronauer überliefert. Er erstürmt die Burg und steckt sie in Brand. 1463 wird sie wiederhergestellt, und 1477 nehmen die Ungarn unter Matthias Corvinus Greifenstein ein. 1529 wird sie von den Türken erobert; ihnen fällt das reiche Archiv zum Opfer. Greifenstein steht jetzt hauptsächlich als passauisches Gefängnis für geistliche und weltliche Häftlinge in Verwendung. Von Melchior Klesel, Offizial des Hochstiftes, wissen wir, dass er zahlreiche Geistliche, die der freformatorischen Lehre verfielen in Greifenstein in Haft setzten ließ. Ob gleich nun Gefängnis geworden, ist Greifenstein auch weiterhin Festung. Vom Jahre 1587 werden Ausbesserungen und 1593 neuerliche Befestigungsarbeiten errichtet. 1645 dürften die Schweden vor die Mauren der Burg gekommen sein. 1670 wird diese mit Außenwerken versehen, und bis ungefähr 1770 war sie bewohnt. 1779 soll eine Abteilung des letzten Aufgebotes viel geplündert und zerstört haben; bald hernach setzt der Verfall ein. 1803 wird Greifenstein Besitz des österreichischen Staates. 1805 gelangt die Ruine zur öffentlichen Versteigerung. 1807 kauft sie Fürst Liechtenstein um 2700 Gulden und baut sie aus. 1918 erwirbt Hugo Kostenitz, 1927 Rittmeister Mautner, von dem sie Mia Selkes Bielka erbte.

Seit 1960 war Greifenstein im Besitz von Dr. Johannes Hübner, der die Burg in ihrem historisch-romantischen Charakter wiederherstellen ließ, viele Jahre als Restaurantbetrieb führte und 2003 an seine Tochter Ingeborg vererbte. 2006 bis 2016 stand das Gebäude leer.

2017 wurde die Burg samt dem 16 Hektar umliegenden Forst vom Wiener Unternehmer Dr. Ernst C. Strobl erworben, der Greifenstein bis 2021 revitalisieren und erneuern wird. Danach wird die Burg einer begrenzten Öffentlichkeit zugänglich sein und als Ort für Kunst, Kultur, Musik, und Business dienen.